Nordirland

Nordirland ist ein Landesteil von Großbritannien und umfasst die 6 Counties Derry, Antrim, Armagh, Down, Fermanagh und Tyrone, die u.a. auch Landesteile der historischen Provinz Ulster waren. Lange Zeit wurde es aufgrund seiner Unruhen zwischen Katholiken und Protestanten, die sich verstärkt seit den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts vor allem in der Umgebung der größeren Städte Belfast, Derry/Londonderry, Omagh und Newry abgespielt haben, vom Tourismus vernachlässigt. Seit den Friedensbemühungen in den 1990er Jahren und dem Karfreitagsabkommen von 1998 zwischen den beteiligten Parteien geht es jedoch aufwärts und die Region ist touristisch auf einem neuen Weg. Die Grenze zwischen Irland und Nordirland ist fließend, die früheren militärischen Absperrungen sind mittlerweile fast komplett verschwunden.

Nordirland kann mit einer fast 500 km langen Küstenlinie mit wunderschönen Stränden und den eindrucksvollen Basaltklippen der Giants Causeway Coast aufwarten. Die Küstenabschnitte verteilen sich auf die Grafschaften Derry, Antrim und Down. Derry mit der gleichnamigen Stadt des Counties erstreckt sich von den Ufern des Lough Foyle in Richtung Osten bis nach Portstewart und Coleraine. Im Westen grenzt Derry an das County Donegal der Republik Irland und nach Osten hin gelangt man in die Grafschaft Antrim.

Derry - zweitgrößte Stadt

Die Stadt Derry/Londonderry ist die zweitgrößte Stadt Nordirlands, und war in der Vergangenheit ab den 1960er Jahren immer wieder Schauplatz gewalttätiger Auseinandersetzungen zwischen Protestanten und Katholiken, die sich gesellschaftlich von der britischen Staatsmacht benachteiligt fühlten. Der tragische Höhepunkt des Konfliktes ereignete sich am 30. Januar 1972, dem „Bloody Sunday“ (während einer Demonstration schossen britische Sicherheitskräfte gezielt in die Menge und verletzten dabei 14 Menschen tödlich). Diese unruhigen Zeiten sind jedoch vorbei und Derry an der Mündung des River Foyle ist jetzt bekannt für seine einzigartige und vollständig erhaltene Stadtmauer aus dem 17.Jahrhundert.

Eine Sehenswürdigkeit: Derrys Stadtmauer

Die gut 1,5 km lange und teils bis zu 9 m dicke Befestigungsmauer umfasst die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, darunter den Diamond, den zentralen Platz des Innenstadtbereiches, das Court House, das Tower Museum, die Apprentice Boys Memorial Hall und die St. Columb`s Cathedral und die benachbarte Guildhall. Die St. Columb's Cathedral wurde in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts errichtet und zwar als erste eigens für protestantische Gläubige errichtete Kathedrale auf den britischen Inseln. Zu Zeiten Königin Viktorias im 19. Jh. wurde sie im neogotischen Stil umgebaut. Eine der bedeutendsten „Reliquien“ der Kathedrale ist die Kanonenkugel, mit der 1688 die Truppen des katholischen König Jakob II. von Irland die protestantischen Einwohner der belagerten Stadt zur Kapitulation aufforderten. 13 Lehrjungen „Apprentice Boys“ schlossen darauf die Stadttore und riefen „There will be no surrender“ (Wir werden niemals aufgeben) - ein Leitspruch („No Surrender“), der im 20. Jhd. zum Symbol der protestantischen Unionist-Bewegung gegenüber der Republik Irland wurde.

Das Tower-Museum

Das preisgekrönte Tower-Museum informiert über die Stadtgeschichte seit seiner Klostergründung durch den heiligen Columban im Jahre 546 bis zu den Auseinander-setzungen in der Bogside (dem katholischen Viertel) in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts - außerdem gibt es eine interessante Armada-Shipwrek-Ausstellung, welche die Geschichte der Trinidad Valenciera (einem Schiff der spanischen Kriegsflotte) erzählt. Dieses ist 1588 in der Kinnagoe Bay gesunken und wurde 1971 von Meeresarchäologen der Stadt Derry wiederentdeckt.

Das Rathaus

Die ursprünglich aus dem Jahre 1890 stammende Guildhall (Rathaus) befindet sich zwischen Stadtmauer und dem Fluss Foyle und wurde zwischen 2012/2013 umfassend renoviert. Es ist ein schönes Beispiel neogotischer Architektur und beherbergt farbenprächtige Glasfenster, deren Motive sich auf die Geschichte Derrys beziehen. Der Innenstadtbereich ist äußerst übersichtlich und lässt sich daher gut zu Fuß erkunden. Es werden aber auch Stadtrundfahrten mit Open-Top Busses oder auch per Taxi angeboten, die einen zu den wichtigsten und bedeutsamsten Orten bringen. Auch kulturell hat die Stadt einiges zu bieten, viele Festivals finden hier statt - bekannt ist Derry/Londonderry vor allem für seine musikalischen Veranstaltungen.

Wunderschöne Küste

Wer nun genug Stadtatmosphäre geschnuppert hat, den zieht es an die landschaftlich schöne Küste mit bekannten Seebädern und prächtigen Sandstränden. Dazu zählt u.a. Portstewart. Das Seebad wurde im 19. Jh. vor allem von Familien der viktorianischen Mittelklasse besucht. Anziehungspunkt heute ist der Hafen und die Strandpromenade, der sich anschließende 2 _ Kilometer lange Sandstrand ist ein Revier für Surfer. Portstewart gehört zum Einzugsgebiet von Coleraine, einer Universitätsstadt am River Bann, nahe der „Grenze“ zum County Antrim. Trotz seiner nur ca. 25.000 Einwohner bietet Coleraine dem Besucher ein attraktives Stadtzentrum, eine Marina und ein renommiertes Theater. Die Stadt zählt zu den „Plantation Towns of Ulster“ im damaligen irischen Norden, welcher zu Beginn des 17. Jh. von englischen und schottischen Einwanderern neu besiedelt wurden.

Antrim

Unweit von Coleraine liegt an der Küste im äußersten Westen von Antrim die 6000 Einwohner zählende Kleinstadt Portrush. Mit seinen zwei Sandstränden ist sie die Touristen-attraktion, ebenfalls ein Anziehungspunkt ist der Royal Portrush Golfclub, einer der elitärsten Golfplätze in Großbritannien. 1951 wurden hier die British Open ausgetragen. Portrush ist Ausgangsort zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Antrims, darunter die zum Unesco-Weltnaturerbestätte zählende Basaltsteinküste Giant's Causeway. Der Legende nach hat der Riese Finn MacCool den sagenhaften Damm erbaut, um auf diesem Weg zu seiner Geliebten nach Schottland zu gelangen. Auf der Hebrideninsel Staffa lassen sich ähnliche Felsformationen beobachten. Tatsächlich aber sind die geschätzten 37000, meist sechseckigen bizarren Säulen eine Laune der Natur, die vor ca. 60 Millionen Jahren durch mehrere Vulkanausbrüche in aufeinander folgenden Zeitabschnitten entstanden sind. Das Naturwunder erstreckt sich über eine Länge von 5 km und ist frei zugängig, allerdings fallen Kosten für Parkgebühren an.

Ruine Portrush

In unmittelbarer Nähe dieses Küstenabschnittes 5 km östlich von Portrush befindet sich die beeindruckende Ruine von Dunluce Castle, das im 13. Jh. als anglo-normannische Festung erbaut wurde. 300 Jahre später wurde es von den MacDonnells erobert und im Renaissance-Stil umgestaltet. Während eines starken Sturms im Jahre 1639 stürzte der Küchentrakt zusammen mit sieben Bediensteten ins Meer. Der kleine Ort Bushmills wird vor allem von Besuchern, die sich für Details rund um Whiskey interessieren aufgesucht, denn hier befindet sich eine der ältesten legalen Whiskey-brennereien der Welt. Im Jahre 1608 wurden erstmals offizielle Brennrechte von König Jakob I. an die Old Bushmills Distillery vergeben. Davor wurde sicherlich schon mehrere 100 Jahre ohne königliche Genehmigung Whiskey in diesem Ort gebrannt. Bei einem Rundgang durch die Brennerei wird man in die Geheimnisse des Whiskeybrennens eingeführt - natürlich darf eine Kostprobe als Abschluss nicht fehlen.

Wunderschöne Küstenorte

Entlang der Küste von Antrim reihen sich nach Osten und Südosten hin mehrere schöne Küstenorte, die einen Besuch lohnen. Dazu zählen die Orte Ballycastle, Cushendun, Cushendall, Carnlough und Ballygally. Der reizvolle Ferienort Ballycastle hat einen schönen Hafen und zentral gelegene Sandstrände. Dem Ort vorgelagert befindet sich die noch bewohnte Insel Rathlin Island, deren Westspitze ein Paradies für alle möglichen Arten von Seevögeln ist. 1898 wurde von Ballycastle aus vom italienischen Wissenschaftler und Nobelpreisträger Guglielmo Marconi die erste drahtlos übermittelte Botschaft nach Rathlin Island übersandt. Ein Denkmal am Hafen von Ballycastle erinnert an diesen Pionier der drahtlosen Telegrafie.

In Cushendun trifft man auf eine bedeutende Ansammlung von Cottages im cornischen Stil, die dem National Trust angehören und Anfang des 20. Jh. von Lord Cushendun an den Architekten Clough Williams-Ellis in Auftrag gegeben wurden. Ein Sandstrand und mehrere Küstenwege können hier erkundet werden. Die Glens of Antrim, die neun Täler von Antrim, mit seinen Naturschönheiten gehören ebenfalls zu den Hauptanziehungspunkten des Counties. Sanfte Berge mit waldreichen Tälern ziehen sich bis zur Küste hin. Empfehlenswert ist ein Besuch des Glenariff Forest Park, des am ehesten zugänglichen Teils der Glens. In Cushendall treffen gleich drei der neun Täler aufeinander, weshalb der Ort auch als Capital of the Glens bezeichnet wird. Jedes Jahr im August findet hier das Heart of the Glens Festival statt. Der hübsche Ort Carnlough am Fuße von Glencloy bietet einen malerischen Hafen und gute Angelmöglichkeiten, sowohl Meeresangeln als auch Flussangeln. Im Ort befindet sich das historische, preisgekrönte Londonderry Arms Hotel. Ballygalley, ein Ferienort 5 km nördlich der Hafenstadt Larne zieht vor allem in den Sommermonaten Ausflügler und Feriengäste an, die dem Trubel der großen Städte Belfast und Larne entfliehen wollen. Bekannt ist Ballygalley für seinen Strand und auch als Ausgrabungsstätte von Überresten aus dem Neolithikum - in Ballygalley steht mit Ballygalley Castle, welches heute ein Hotel der gehobenen Klasse beherbergt, das älteste bewohnte Haus in Nordirland.

Carrickfergus und das berühmte Castle

Carrickfergus am nördlichen Ende des Belfast Lough ist berühmt für das auf einem Felsvorsprung thronende Castle, dessen Ursprünge ins 12. Jahrhundert reichen. Lange Zeit galt Carrickfergus als die einzig englischsprachige Stadt auf irischem Boden, weshalb Wilhelm von Oranien 1690 auch gerade hier landete, um den Anspruch auf den englischen Thron gegenüber Jakob II. (James II.) auszufechten. Die entscheidende Schlacht zu seinen Gunsten fand dann am River Boyne nördlich von Dublin statt. Noch heute wird der Jahrestag der Schlacht am Boyne von den Protestanten als Nationalfeiertag in Nordirland begangen. Carrickfergus Castle wurde von dem Anglo-Normannen John de Courcy gegründet und war bis auf eine kleine Unterbrechung im Jahre 1760 (wo es für kurze Zeit von französischen Soldaten erobert wurde) eine britische Festung.

Belfast - Nordirlands Hauptstadt

Belfast ist die zweitgrößte Stadt (nach Dublin) auf der irischen Insel und fungiert als Hauptstadt von Nordirland. Die Stadt liegt an der Mündung des Flusses Lagan in die Belfast Bay. Belfast war die zweite große Stadt neben Derry, in der die Bevölkerung besonders unter dem Nordirlandkonflikt zu leiden hatte. Auch Belfast geht auf eine Gründung im Jahre 1177 durch den Anglo-Normannen John de Courcy zurück. Die einstige Burg wurde allerdings bereits kurze nach ihrer Grundsteinlegung zusammen mit der sie umgebenden Ansiedlung wieder zerstört. Den nächsten bedeutsamen Aufschwung brachte die Ulster Plantation zu Beginn des 17. Jahrhundert als englische, schottische und später französische Siedler hier eine neue Heimat fanden. Belfast entwickelte sich zu einem Industriestandort, in der Seilerei, Schiffsbau, Maschinenbau und Textilverarbeitung die Haupterwerbszweige darstellten. Damit war Belfast als einzige irische Stadt von der industriellen Revolution betroffen.

Nach dem irischen Unabhängigkeitskrieg und der Abspaltung der 6 nördlichen Provinzen vom restlichen Irland wurde Belfast 1921 Hauptstadt des neu gebildeten Landesteils Nordirland. Heute ist Belfast eine moderne aufstrebende Stadt mit eleganten viktorianischen Straßenzügen, einer schönen Ufermeile und attraktiven Shoppingmöglichkeiten. Auch kulturell hat die Stadt einiges zu bieten. Die City Hall (Rathaus) wurde Ende des 19./Anfang des 20. Jh. im viktorianischen Stil, aber mit Elementen der Renaissance erbaut. Vier Türme und eine riesige Kuppel, ausgestattet mit viel Marmor und bunten Glasfenstern, bilden die Eingangshalle des Rathauses, die man ohne weiteres besichtigen kann. Belfast Wohlstand resultierte u.a. aus dem Schiffsbau, Harland & Wolff lieferten die Entwürfe für das bekannteste Schiff, das seinerzeit in den Schiffswerften gebaut wurde: die RMS Titantic. Im Titanic Belfast im Titanic Quarter erfährt der Besucher alles Wissenswerte über das berühmteste Passagierschiff der Welt, seine Entstehung in der damals wichtigsten Industriemetropole auf der irischen Insel, und sein späteres tragisches Schicksal im Nordatlantik.

Sehenswürdigkeiten

Das Ulster Museum mit Exponaten von der Frühzeit über das Mittelalter bis in die heutige Zeit ist auf jeden Fall einen Besuch wert und außerdem kostenlos. Zu weiteren kostenfreien Besichtigungen laden Belfast Castle und die Belfast Botanic Gardens ein Entlang der „Peace Lines“ - der damaligen Grenzen (teils Mauern), die die katholischen (Falls Road) und protestantischen (Shankill) Wohnviertel voneinander trennten, sind die überdimensionalen Wandmalereien beider Gruppierungen zu einem Publikumsmagnet geworden. 11 km nördlich von Belfast in Richtung Hollywood liegt das Ulster Folk Museum & Transport Museum. Auf einem 71 Hektar großen Areal wurde ein komplettes irisches Dorf des 18./19. Jahrhundert u.a. mit verschiedenen Handwerksbetrieben und Kirchen rekonstruiert. Angestellte in historischen Kostümen demonstrieren für die Besucher verschiedene traditionelle Handwerke und stehen auch gerne für Fragen bereit. Das benachbarte Transport Museum zieht vor allem Technikbegeisterte an: eine große Auswahl an Eisenbahnen, Lokomotiven, Straßenbahnen und verschiedene Automobile kann man hier besichtigen.

County Down

Das County Down gehört zu den 6 historischen Grafschaften von Ulster und reicht vom Fluss Bann im Westen bis zum Strangford Lough und der Ards Peninsula im Osten. Im Norden bildet die Stadt Belfast mit dem Belfast Lough die natürliche Grenze und im Süden die Ausläufer der Mourne Mountains. Verwaltungssitz ist die Stadt Downpatrick am südwestlichen Ende des Strangford Lough. In Downpatrick soll der heilige Patrick seine erste Kirche gegründet haben. Aus dem einstigen Dún Pádraig (Patricks Festung) wurde später die englische Bezeichnung Downpatrick. In der Kathedrale von Downpatrick soll der irische Nationalheilige neben den Gebeinen von zwei weiteren irischen Heiligen: Colmcille und Brigid begraben sein. Unterhalb der Kathedrale befindet sich das moderne, ansprechende Saint Patrick Centre, welches in anschaulicher Weise das Leben und Wirken des heiligen Patrick dokumentiert.

Das Dörfchen Saul

3 km östlich von Downpatrick liegt das kleine Dorf Saul ebenfalls mit einer engen Bindung an St. Patrick, der der Sage nach hier erstmals irischen Boden betreten haben soll und die ersten Anhänger des neuen christlichen Glaubens um sich scharen konnte. Eine kleine Kirche mit klassischem Rundturm, die jedoch erst in den 1930er Jahren zum 1500 jährigen Jubiläum von St. Patricks Landung errichtet wurde sowie eine 10 m hohe Statue zu Ehren des Heiligen , sind die einzigen Zeugnisse – jedes Jahr am 17.3. dem St. Patrick’s Day zieht es zahllose Pilger hierher.

Naturhafen Strangford Lough

Der Strangford Lough ist ein fast völlig vom Land umschlossener Meereseinschnitt, der dadurch einen einzigartigen Naturhafen bildet. Nur eine schmale Meerenge, die Narrows bei Strangford und Portaferry verbindet ihn mit der irischen See. Am Nordende befindet sich das Naturschutzgebiet North Strangford Lough, ein „Überwinterungsgebiet“ für zahlreiche Vogelarten. In dem flachen Gewässer, welches stellenweise nur wenige Meter tief ist, lassen sich auch verschiedene Meeresbewohner, darunter Robben, Haie und manchmal auch kleine Walarten beobachten. Der größte Ort am Strangford Lough ist die kleine Marktstadt Newtownards am Nordufer.

Scrabo Hill Country Park und der Aussichtsturm

Nicht weit entfernt liegt Scrabo Hill Country Park mit einem beeindruckenden Aussichtsturm Scrabo Tower. Auch wenn der Turm nicht selber bestiegen wird, so hat man doch vom 160 m hohen Hügel bei gutem Wetter einen unvergleichlichen Rundblick über das ganze County Down, die irische See und teils bis nach Schottland hinüber. 8 km südöstlich von Newtownards befindet sich Mount Stewart House and Gardens aus dem 18. Jh. eines der prachtvollsten Herrensitze in der Region Ulster. Das Anwesen, welches früher der anglo-irischen Familie Vane-Tempest-Stewart (Marquis von Londonderry) gehörte, ist heute dem National Trust angeschlossen. Zu den außerordentlichen Sehenswürdigkeiten des Hauses zählen Stühle, auf denen die Abgesandten beim Wiener Kongress 1815 saßen. Noch beeindruckender allerdings ist die Park- und Gartenanlage mit vielen mediterranen Pflanzen, die nach Entwürfen von Lady Edith zu Beginn des 20. Jh. umgestaltet wurden.

Das Seebad an der irischen See

Newcastle an den nordöstlichen Ausläufern der Mourne Mountains und am Fuße von Nordirlands höchstem Berg, dem Slieve Donard, ist ein Seebad an der irischen See. Ein 5 km langer Sandstrand und eine aufwendig restaurierte Strandpromenade zusammen mit dem nostalgischen Flair einer viktorianischen Vergangenheit sind die Pluspunkte, die Urlauber in diesen Ferienort ziehen Die Bergwelt um den Slieve Donard lädt zu zahlreichen Outdoor-aktivitäten ein. Auch für Begeisterte des Golfsports ist Newcastle ein beliebter Aufenthaltsort, der Royal County Down Golf Club verfügt gleich über zwei 18 Loch Golfplätze, von denen einer ein Meisterschaftsgolfplatz ist. Die Counties Armagh, Tyrone und Fermanagh liegen im Landesinneren von Nordirland – dabei verfügt jedes einzelne County über Sehenswürdigkeiten und reizvolle Landschaft, die einen Besuch durchaus lohnenswert machen.

Grafschaft Armagh

County Armagh – die Grafschaft liegt südlich vom Lough Neagh, Irlands größtem See und gilt als das bedeutendste Apfelanbaugebiet auf der Grünen Insel. Schon in vorchristlicher Zeit war diese Region besiedelt, zahlreiche Überreste aus der Megalithkultur zeugen davon. Der Legende nach soll der heilige Patrick (Irlands Nationalheiliger) in der Stadt Armagh, welche Verwaltungssitz des gleichnamigen County ist, eines seiner ersten Klöster auf irischem Boden gegründet haben. Wahrscheinlich wurde bewusst dieser Ort gewählt, da er schon in der historischen Provinz Ulster eine gewisse Machtposition innehatte.

Heute Armagh ist religiöses Zentrum von ganz Irland, da hier sowohl der römisch-katholische Erzbischof als auch der Primas der anglikanischen Kirche ihren Sitz haben. Man trifft deshalb gerade in Armagh auf eine Vielzahl von Kirchen, wobei die beiden Kathedralen der Hauptkirchen an besonders exponierten Stellen, zwei die Stadt überragende Hügel, stehen. Beide Kathedralen wurden nach St. Patrick benannt – die anglikanische Kirche ist an der Stelle des einstigen Klosters des Nationalheiligen erbaut worden, wobei sie eine Rekonstruktion eines mittelalterlichen Vorgängerbaus im neogotischen Stil von 1834-40 ist. Bekannt ist sie für die letzte Grabstätte des Hochkönigs Brian Borù, der in der Schlacht gegen die Wikinger bei Dublin um 1014 den Tod fand. Die römisch-katholische Kathedrale wurde ebenfalls im 19. Jh. in neogotischer Bauweise errichtet, sie hebt sich aber durch ihre großen Zwillingstürme von der anderen Kathedrale ab. Der Innenraum ist in leuchtenden Farben mit unzähligen Mosaiken geschmückt und verleiht dem Gotteshaus dadurch eine fast byzantinische Ausstrahlung.

Auf den Spuren der Geschichte in Navan Fort

3 km westlich von Armagh trifft man auf Navan Fort. Navan Fort ist die wohl bekannteste archäologische Stätte in der Provinz Ulster und vergleichbar dem historischen Tara in der Republik Irland. Navan Fort war vom 1. Jahrtausend v. Ch. bis zu Beginn der Christianisierung Sitz der Hochkönige von Ulster. Das ausgezeichnete Besucherzentrum des Navan Centre dokumentiert anschaulich die Geschichte dieses Ortes.

Eine der Hauptattraktionen des County Tyrone sind die Sperrin Mountains mit dem Sawel Mountain (678 m) als höchste Erhebung. Die bergige Landschaft ist von Mooren, Heide und Bächen durchzogen und bietet gute Wandermöglichkeiten. Auf Wanderungen trifft man immer wieder auf prähistorische Fundstätten wie z.B. Menhire.

Omagh ist die Hauptstadt der Grafschaft Tyrone und kann einige schöne georgianische Gebäude vorweisen. Leider steht die Stadt auch als Synonym für den Nordirlandkonflikt, da sich hier im Jahre 1998 der folgenschwerste Bombenanschlag mit 29 Todesopfern ereignete. Ein Gedenkgarten unweit des Busbahnhofes erinnert an die Opfer.

8 km nordwestlich von Omagh liegt der Ulster American Folk Park, ein Freilichtmuseum, das man auf keinen Fall versäumen sollte. Im 18. und 19. Jh. verließen tausende Iren ihre Heimat in Richtung Amerika –Grund hierfür waren u.a. die große Hungersnot (Great Famine) in den Jahren 1845-1851, als mehrere Jahre hintereinander die Kartoffelernten durch Mehltau komplett vernichtet wurden, aber auch wirtschaftliche Depression zog allein zweihunderttausend Bewohner aus dem Norden in die „Neue Welt“.

Verschiedene Häuser der „Alten Heimat“ wie z.B. Handwerkercottages (Schmiede, Weberei, etc) , Schule, Gemeindehaus aus der Region wurden hier originalgetreu rekonstruiert – der Nachbau eines Auswandererschiffes stellt dabei den Übergang zur „Neuen Welt“ dar – hier trifft der Besucher auf ein Siedlerhaus aus Stein und eine Blockhütte, beide original aus Pennsylvania. Guides und Craftsmen, die ihr jeweiliges Handwerk zur Schau stellen, agieren in historischen Kostümen, so dass man sich in die Vergangenheit zurück versetzt fühlt. In der Exhibition Hall wird auf die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und der Region von Ulster eingegangen, da einige der nordirischen Auswanderer die amerika-nische Unabhängigkeitserklärung unterstützt haben.

County Fermanagh

Ein Drittel der Grafschaft Fermanagh besteht aus Wasser, dem Fluss- und Seensystem des Lower und Upper Lough Erne, der eine Verbindung zum Shannon River hat. Vor allem Freizeitkapitäne, die ihre Ferien auf den Kabinenbooten (für die man keinen Bootsführer-schein benötigt) verbringen wollen, zieht es hierher. Auch Freunde des Angelsports kommen hier auf ihre Kosten.

Der Lower Lough Erne ist ein riesiges Seengebiet mit zahlreichen kleinen Inseln – auf einigen Inseln finden sich Überreste von Kirchen und Klöstern, da in früheren Jahrhunderten eine bedeutende Pilgerroute hier vorbei führte. Die größte Insel mit derartigen Relikten ist Devenish Island, der heilige Molaise hat hier im 6. Jh. ein Augustinerkloster gegründet, außerdem lässt sich aus dem 12. Jahrhundert ein fast vollständig erhaltener Rundturm besichtigen. Zwei kleine Fährverbindungen gibt es zu der Insel. Der Upper Lough Erne mit seiner ausgeprägten Flusslandschaft stellt vor allem für Boots-ferien und Kanutouren ein ideales Revier dar. Enniskillen ist eine hübsche Kleinstadt mit einer guten Anzahl an Restaurants und Pubs. Auch Shopping ist hier angesagt – kleine Geschäfte und im Buttermarket Kunstgewerbeläden und Galerien laden zum Bummeln ein. Nicht weit von Enniskillen entfernt befinden sich zwei der außergewöhnlichsten Herren-häuser Irlands, die beide dem National Trust angehören. Das eine ist Castle Coole im neoklassizistischen Stil des späten 18. Jh., 2 km südöstlich gelegen, und das andere Herrenhaus ist Florence Court, ebenfalls in der zweiten Hälfte des 18. Jh. errichtet und ca. 12 km südwestlich von Enniskillen gelegen. Beide lohnen einen Besuch.

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